1980er Jahre - die Aufbaujahre
Nachfolgend erhalten Sie einen Überblick über das Aufbaujahrzehnt des heutigen Hochschulrechenzentrums (HRZ), damals noch Regionales Hochschulrechenzentrum (RHRZ), und seine Entwicklungsschritte in den 1980er Jahren.
HRZ-Zeitreise
Zum Jubiläumsjahr 2024 begeben wir uns in die Zeitkapsel und reisen zurück in die Vergangenheit. Wir zeigen Ihnen einen Einblick in die Arbeitswelt am HRZ damals und heute.
1980er
Die 1980er Jahre im Überblick
Mehr Informationen zu den Einzeljahren:
Zu Beginn der 1980er Jahre hat auch das Regionale Hochschulrechenzentrum etwas Mühe mit den rapide voranschreitenden Entwicklungen im EDV-Bereich mitzuhalten. Die zentrale DV-Anlage IBM/370-168 wird mit allen angeschlossenen RJE-Stationen und Bildschirmgeräten weiterhin betrieben, doch der Bedarf an weiterer Rechenkapazität an der Universität Bonn steigt rasant. Es kommt immer häufiger zu Engpässen bei der vorhandenen Anlage, welche schließlich zu einer restlosen Überlastung des Systems führen. Dies führt zu spürbar längeren Antwortzeiten des Systems und "auf größere Batch-Jobs musste zeilweise wochenlang gewartet werden" (Jahresbericht 1980, S.5). In manchen Bereichen führt das natürlich zu Resignation, in anderen Fällen werden an der Universität Bonn verstärkte Bestrebungen nach isolierten "Insellösungen" unternommen. Trotz großem persönlichen Einsatz der ca. 44 RHRZ-Mitarbeitenden im Jahr 1980, kann eine Verbesserung nur durch größere Schritte eintreten: und zwar durch die Beschaffung einer neuen und leistungsfähigeren Anlage. Dabei gibt es einige finanzielle Aspekte zu beachten: Die wichtige Klimatisierung für den IBM/370-168 hatte im vorherigen Jahr bereits 346.000 DM gekostet und Mittel zur Beschaffung des bereits beantragten Massenspeichers IBM 3850 waren kurzfristig gestrichen worden. Somit blieben die Engpässe im Sekundärspeicherbereich bestehen.
Zur vorübergehenden Lösung der Probleme werden im Januar und August neue Betriebssysteme angeschafft, die ohne kostspielige Aufrüstung der Hardware installiert werden können, und die neue Programmbibliothek IMSL wird noch im selben Jahr angemietet. Das RHRZ blieb in dieser prekären Lage optimistisch: "Das RHRZ wird jedoch trotz aller Schwierigkeiten weiterhin eine nachhaltige Verbesserung der Versorgung der Universität Bonn mit DV-Kapazität (Datenverarbeitungskapazität) anstreben und läßt sich die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht nehmen" (Jahresbericht 1980, S. 6). Weiteres Wachstum wird durch die im Herbst 1980 beantragte Hauptspeichererweiterung um 2 MB und durch eine Ergänzung der Plattenperipherie um ein Doppellaufwerk mit einer Kapazität von 400 MB, welches durch Drittmittel der Phyikalischen Institute finanziert wurde, ermöglicht. Um einen noch besseren Einblick in die Bedürfnisse aller Universitätsmitglieder zu erhalten, wird im Jahr 1980 eine Bedarfsermittlung der Rechenkapazität mittels Benutzerumfrage durchgeführt. Die Bedarfsermittlung soll die Anträge auf Neubeschaffungen in den Folgejahren, vor allen Dingen des dringend notwendigen Nachfolgerechners, unterstützen.
Der Schwerpunkt im Betrieb liegt im jahr 1980 weiterhin auf der Stapelverarbeitung: viele der zu bearbeitenden Probleme sind zwar rechenintensiv, erfordern aber keinerlei Eingriffe. Der Plattenspeicherplatz für langfristige Datenerhaltung beträgt ca. 1800 MB, was eine Erhöhung um 200 MB im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Dieses Kontingent war für Institute vorgesehen und nicht für einzelne Benutzer:innen (s. Jahresbericht 1980, S. 46f.). Die Wechselplatten für einzelne Benutzer:innen dürfen die zu verarbeitende Datenmenge von 100 MB oder 200 MB nicht übersteigen, solange kein Operateur das Gerät bedient. Neu: das frisch installierte Plot-System des National Oceanography Data Centers in Washington DC kann über die am RHRZ verfügbaren Plotter zum Zeichnen von Weltkarten eingesetzt werden. Außerdem werden insgesamt 10 Klimageräte für den Maschinenraum, den Lochkartenkeller, den Eingaberaum beschafft, wovon eines eigens am RHRZ erbaut wurde.
Im Rahmen der Vorbereitungen für die Nachfolgebeschaffungen wird aus der Benutzerumfrage aus dem Jahr 1980 und einer Ist-Analyse die benötigte Rechenkapazität für die kommenden Jahre projiziert. Das Ergebnis: es ist eine 2,5 fach höhere Nachfrage im Vergleich zur verfügbaren Leistung, woraus sich eine Wachstumsrate für den DV-Bedarf von 36% pro Jahr ergibt. Ähnliche Steigerungen sind für das Datenvolumen auf dem Sekundärspeicher und der Kanalkapazität zu erkennen. Vorerst sind durch Sparmaßnahmen der Landesregierung allerdings keine Beschaffungsmöglichkeit in Sicht. Durch den Einsatz der neuen Betriebssysteme können jedoch, trotz höherer Ausfallzeiten der Hardware, die Rechenleistung insgesamt gehalten werden. Die höhere Ausfallzeit ergibt sich u.a. aus einem Bruch der Kühlwasserschläuche im Bereich der CPU; aber auch Ausfallzeiten der Kanaleinheiten, der Trommeln und der Hauptspeichererweiterung sind im Jahr 1981 überdurchschnittlich hoch. Der Grund dafür: das Alter der Anlagen. Die im Herbst des Vorjahres beantrage Hauptspeichererweiterung wird installiert und die zusätzlichen +6 MB für Nutzende verbessern die mittlere Antwortzeit im Dialog auf 4,2 Sekunden. Dennoch ist das Antwortzeitverhalten allgemein als "nicht zufriedenstellend" zu bewerten.
Zwei Plattendoppellaufwerke vom Typ Memorex 3675 mit einer Kapazität von 800 MB werden über Finanzierung durch Dritte (das Anorganisch-Chemische Institut und die Theoretische Chemie) erworben. Durch Kürzung der Gelder für Vebrauchsmaterialien reichen die Finanzen jedoch nicht mehr zur Beschaffung ausreichender Mengen an Tabellierpapier im Format 12 Zoll/345 und es müssen Maßnahmen getroffen werden, um den Papierverbrauch der Jobs zu reduzieren. Mit der Änderung der Zeilendichte erreicht das RHRZ eine Ersparnis von 40%. Die zentrale IBM/370-168 ist im jahr 1981 jedoch endgültig und in allen Bereichen überlastet (92% Prozessorauslastung). Weitere Inkompatibilitäten im Datenaustausch durch unzureichende Hardwareausstattung beeinträchtigen die Forschung und Lehre an der Uni Bonn zu diesem Zeitpunkt erheblich. Die Datenerfassung und Programmentwicklung werden zu über 60% im Lochkartenbetrieb abgewickelt, was äußerst umständlich und zeitraubend ist. Es steht fest: diese Form der Datenaufbereitung kann langfristig nicht aufrechterhalten werden, da viele Kleinrechnersysteme mittlerweile in die Preisklasse von Kartenlochern gerückt sind. Der Lochkartenbetriebs muss langsam aber sicher abgelöst werden. Im Laufe des Jahres 1981 führt das RHRZ Marktuntersuchungen über Mini- und Mikrocomputersysteme durch, um geeignete Alternativen zum Kartenlocher zu finden. Eine Benutzerumfrage zeigt weiterhin deutlich verstärkten Bedarf im Bereich der Dialogverarbeitung und eine Forderung nach speziellen Bildschirmen.
Zu Beginn des Jahres 1982 kann die "katastrophale Situation" (s. Jahresbericht 1982/ 1983 S. 5) der Datenverarbeitung aufgrund fehlender Mittel zunächst einmal nicht verbessert werden. Doch dann ändert sich alles: das Land stellt überraschend Gelder zur Verfügung, die ausschließlich zur Verbesserung der zentralen Datenverarbeitung—zentraler Prozessor und Plattenperipherie— eingesetzt werden dürfen. Damit ist es endlich soweit: der neue Großrechner kann kommen! Es wird eine neue zentrale Anlage (IBM 3081 K mit 24 MB Hauptspeicher und 16 Kanälen) beschafft und installiert. Dadurch verändern sich viele Angaben von heute auf morgen. Im Mai wird die neue Prozessoreinheit als Ersatz für die veraltete DV-Anlage IBM/370-168 sowie Magnetplattenspeicher vom Typ IBM 3350 und IBM 3380 mit insgesamt 20 GB Speicherkapazität und ein Communication Controller vom Typ IBM 3725 gekauft. Auf Ersatz der Druckerperipherie sowie auf Beschaffung eines gesonderten Prozessors für den Dialogbetrieb musste zunächst verzichtet werden.
Mit der Einführung einer neuen Jobklassen- und Prioritätenregelung für IBM 3081 K erfolgt hinsichtlich des Hauptspeicherplatzes ein Prioritätsabzug erst bei Anforderung von mehr als 1024 KB. Ende des Jahre 1982 werden acht Kartenlocher durch zehn Mikrocomputer ersetzt, mit deren Hilfe DV auf Disketten erfolgen konnte (mehr dazu s. Abschnitt "1983" unten). Nebst alldem fand eine Umstellung auf Festplatten vom Typ IBM 3350 statt. Durch den Übergang auf neue Plattenlaufwerke änderte sich die Spurkapazität der Magnetplatten und damit die optimale Blockgröße für alle vorhandenen Dateien von 13.030 Byte auf nun 19.069 Byte pro Spur. Bei den neuen Platteneinheiten handelte es sich um Festplatten, daher entfiel in Zukunft die Möglichkeit zur Vergabe von Wechselplatten. Der Plattenplatz für Nutzer wurde für max. 6 Monate zugeteilt. Auch eine Rechner- und Peripherieumstellung fand statt. Die Lese-Stanz-Einheit IBM 3505 wurde eingestellt und Lochkarten wurden nur noch an RJE-Station ausgestanzt. Langfristig sollten Lochkarten durch Disketten ersetzt werden.
Weitere Projekte
Aus bestehenden Haushaltmitteln wurde auch eine Modernisierung der Datenerfassung im lokalen Bereich des RHRZ finanziert. Die Beschaffung Array-Prozessor FPS 164 über das DFG-Projekt sollte als "Attached Professor" die zentrale DV-Anlage von rechenintensiven Batch-Programmen entlasten, doch es gab viele Fehler im Betriebssystem. Seit Ende 1978 gab es Ansätze zur Beschaffung. Zum Beispiel sollten Spezialrechner den IBM/370-168 von rechenintensiven Projekten entlasten und Möglichkeiten der Parallelisieren von Algorithmen studieren. Der diesbegzügliche DFG- Antrag war mit Unterstützung durch einige Institute im März 1982 erfolgreich. Zurückgestellt wurden hingegen dringend notwendige Investitionen in das TP-Netz der Universität, sowie die Erneuerung der Druckerperipherie. Nur die Neubeschaffung eines Communication Controllers in niedriger Ausbaustufe war möglich. Der notwendige Ausbau des Dialogebetriebs um das drei- bis vierfache stand im Vordergrund.
Allgemein lag der Fokus im Jahr 1983 auf dem neuen IBM. Darüber hinaus können auch zehn neue Arbeitsplätze zum Erfassen von Daten auf Diskette am RHRZ eingerichtet werden.
Der Beginn der Datenerfassung auf Mikrocomputern
Das RHRZ plant seit einigen Jahren die Umstellung des Lochkartenbetriebs auf intelligente Datenerfassungssysteme. Mit dem Kauf von 10 Mikrorechnern der Firma Microcosmos, einem Diskettenlesegerät der Firma CPG und einem Bildschirmterminal Televideo 925. Kern der Geräte ist eine Platine (Wavemate Bullet) mit einer Z80-A CPU und 128 KB RAM Speicher. Die Geräte werden offline betrieben; für die Übertragung der Daten und Programme von der Diskette zum Großrechner steht jeweils eine Diskettenlesestation zur Verfügung. Benutzer:innen haben die Möglichkeit ihre Daten über Lochkarten oder Diskette an den Großrechner zu übergeben. Praktische Übungen zu Lehrveranstaltungen werden weiterhin ausschließlich über Locher und Lochkarten durchgeführt. Die Mikrocomputer funktionieren nur mit Diskette, welche die entsprechende Datenerfassungssoftware enthält (= Systemdiskette). Da es auf dem Markt keine für die Anwendungen im Rechenzentrum geeignete Software gibt, wird auf Grundlage von CP/M 2.2 eine eigene Datenerfassungssoftware am RHRZ entwickelt. Benutzer konnten Systemdisketten für ein Pfand von 20 DM beim RHRZ ausleihen, um eine Kopie für die eigene Arbeit davon zu erstellen. Leerdisketten waren am RHRZ nicht erhältlich und mussten selbst besorgt werden. Die Übertragung von Daten und Programmen vom Großrechner auf Diskette wurde (noch) von Mitarbeitern übernommen. Benutzer mussten dazu einen Antrag stellen, in dem sie angaben welche Magnetplattendaten unter welchem Namen auf welche Diskette kopiert werden sollten. Die Bearbeitungszeit betrug ca. 1 Woche.
Eine Probeinstallation der Magnetplattensteuereinheit STC 8890 mit Cache-Speicher wird zwischen dem 9. September und dem 14. Oktober 1983 durchgeführt. So verbessert sich die Situation zum Ende des Jahres 1983; es gibz keine überlangen Turnaround-Zeiten mehr und die Antwortzeiten im Dialogbetrieb verbessern sich ebenfalls.
Weitere wichtige Themen im Jahr 1983 sind die Erstellung eines Konzepts zur Versorgung der Universität mit DV-Kapazität sowie der Antrag auf Beschaffung eines Verwaltungsrechners.
Die weiteren Entwicklungen betreffen die dezentralen Anlagen. Die Rechenanlage im Institut für Gesellschafts-und Wirtschaftswissenschaften wird hauptsächlich zur Erhebung und Wartung der "Bonner Stichprobe" genutzt. Dabei handelt es sich um Bilanzdaten von über 600 Industrieunternehmen, die bereits seit 1960 erhoben wurden. Seit 1983 werden vom Institut außerdem spezielle Auswertungen zur Bestimmung "guter" und "schlechter" Unternehmen vorgenommen. Im Jahr 1983 startet ebenfalls die Eigenentwicklung von Anwendersystemen im Regionalen Hochschulrechenzentrum.
Eine weitere wichtige Neubeschaffung im Jahr 1983: der erste Bildschirmterminal zieht im RHRZ ein. Es handelt sich um einem IBM 3278-4 Bildschirm, der 41 Zeilen mit jeweils 80 Zeichen anzeigen kann.
Im Jahr 1984 wurde eine neue Ferndatensteuereinheit mit der Konsole IBM 3727-H70 installiert. Diese hat 96 Anschlusspositionen mit einem Speicher von 1 MB. Der im Vorjahr beschaffte Bildschirmterminal wird um die Modelle HOB 78 und IBM 3179 ergänzt. Ein besonderes Highlight war dabei das neue IBM-Modell, denn es war der erste Farbbildschirm am RHRZ. Auch ein neuer Protokollkonverter wurde beschafft.
Das Jahr 1986 ist geprägt durch eine prekäre Finanzlage im Bereich der zentralen Datenverarbeitung der Universität Bonn. So stehen für das Jahr 1986 keinerlei Investitionsmittel zur Verfügung, obwohl der Bedarf für eine zweite Ausbaustufe vom zuständigen Ministerium anerkannt worden war. Es besteht ein Fehlbedarf in Höhe von 25% im Hinblick auf die verfügbaren Mittel, ausgelöst insbesondere durch gestiegene Preise für die Wartung der Geräte und für Verbrauchsmaterialien sowie durch erhöhte Softwarekosten—obwohl zu diesem Zeitpunkt nur noch die zum Betrieb der zentralen DV-Anlagen unbedingt erforderlichen Lizenzprodukte eingesetzt werden. Lediglich Ergänzungen in Form von Mikrocomputern und Zusatzeinrichtungen, die als Terminals mit den zentralen DV-Anlagen arbeiten können, liegen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten. So besteht das Risiko der Stilllegung der Anlagen, welches nur durch Entgegenkommen der Lizenzgeber abgewendet werden kann. Der Universität Bonn gelingt es, eine für alle deutschen Hochschulen und Forschungseinrichtungen gültige, wenn auch nur auf die Jahre 1986 und 1987 beschränkte, Lösung für das Softwareproblem zu finden, die keine finanziellen Mittel für die Beschaffung von Software beinhaltet.
Weitere Probleme im Bereich der Dialogverarbeitung können im Jahr 1986 nur durch ein kostenfrei zur Verfügung gestelltes Leihgerät, eine DV-Anlage vom Typ IBM 4381-P01, gelöst werden. Um die Dialogkapazität voll nutzen zu können, erfolgt zum 01. Januar 1986 für alle Benutzer:innen die Umstellung auf das Dialogsystem VM/CMS. Nur so ist es möglich die so stark gestiegene Anzahl an Dialogterminals zu bedienen. Die Umstellung macht umfangreiche Programmentwicklungen im Bereich der Anwendersysteme und der Betriebssysteme erforderlich. Die DV-Anlagen werden 1986 im 2-Schicht-Betrieb von montags bis freitags von jeweils 7 Uhr bis 23 Uhr von den Operateuren bedient. Zum Ende des Jahres besteht die Hoffnung, dass im Folgejahr Haushaltsmittel zur Beschaffung eines neuen Dialogprozessors, der leistungsfähiger als das geliehene Gerät sein sollte, bereitgestellt können. Für das Folgejahr werden außerdem weitere Mittel, insbesondere für den Ausbau des Datennetzes der Universität und für die dringend erforderliche Austattung mit Geräten zur grafischen Datenverarbeitung sowie für die bedarfsgerechte Erweiterung der zentralen DV-Kapazität beantragt.
Eine der wichtigsten Anlaufstellen für die Universitätsmitglieder ist das DISPATCH (der heutige IT-Helpdesk), welches eine Vielzahl an Aufgaben im Anwendersupport übernimmt. Dazu gehören Benutzerinformation und Auskunft, die Einweisung in die Nutzung der Anlagen sowie Ausgabe von Anträgen. Darüber hinaus kümmert sich das DISPATCH um den Verkauf von Handbüchern, die Zuteilung von Benutzernummern und Ausgabefächern, die Zuteilung von Magnetbändern, den Austausch von Datenträgern, den Verleih von Systemdisketten für die Datenerfassungsgeräte, und die Entgegenhnahme von Störungsmeldungen, Anregungen und Beschwerden. Ab dem 01.01.1986 wird das Dialogsystem CMS als einziges Dialogsystem zur Nutzung der zentralen DV-Anlagen angeboten. Die Dialogkomponente TSO ist zu diesem Zeitpunkt nur noch in Ausnahmefällen verfügbar.
In der zweiten Jahreshälfte kann eine größere Anzahl gebrauchter Terminals eingekauft werden, sodass Übungen zu Programmierkursen, die vom RHRZ für Hörer:innen aller Fakultäten angeboten wurden, zukünftig im Dialog abgewickelt werden können. Hiervon profitiert vor allem der FORTRAN-Kurs, bei dem in den Jahren zuvor mit Kartenlochern gearbeitet und der abgesagt werden musste, als diese Geräte wegen der immens hohen Wartungskosten nicht mehr zur Verfügung standen. Für die Durchführung der Kurse wird ein spezielles Software-System entwickelt, das jedem Kursteilnehmer den Zugang zum VM/CMS-System ermöglicht, ohne dass für jede:n Einzelne:n ein eigener Benutzereintrag erforderlich ist. Dieses Verfahren ist vor allem bei Kursen mit hohen Teilnehmendenzahlen nützlich. Der im Jahr 1984 erworbene Großrechner IBM 3081-K wird ab dem Jahr 1986 zunächst mit MVS SP 1.3.4. betrieben und später mit VM/HPO 3.6 sowie MVS als PMA-System. Aufgrund der stetig erhöhten Komplexität, steigt die Anzahl der Systemzusammenbrüche erheblich an. Der Dialogrechner IBM 4381-P01 wird wie 1985 mit VM/SP Release betrieben und läuft weiterhin recht stabil. Der FPS 164 wurde mit der Version F01 des FPPS-Systems betrieben bis direkt der Wechsel zu F03 erfolgte, F02 wird nicht eingesetzt.
Zum Jahresende 1986 sind 359 Terminals an die zentralen DV-Anlagen angeschlossen. Darin sind die Geräte der vier PC-Pools, die im Rahmen der Computer-Investitionsprogramm (CIP) der Universität Bonn installiert wurden, noch nicht mitgerechnet. Für diese war zum Jahresende der Anschluss noch vorgesehen. Aufgrund des Mehrprozessor-Betriebs musste außerdem ein neues Abrechnungssystem entwickelt werden, das die einheitliche Berichterstattung über den Betrieb der verschiedenen Anlagen ermöglichte
Die zunehmende Anzahl an Mikrocomputern in den Instituten bedeutet für die Mitarbeitenden des RHRZ im Jahr 1986 eine umfangreiche zusätzliche Beratungstätigkeit. Die RHRZ-Mitarbeitenden beraten bei der Auswahl und der Ausstattung der Geräte und ihrer Anbindung an die zentralen DV-Anlagen. In Zusammenarbeit mit dem Personalrat der nicht-wiss. Mitarbeitenden werden im Jahr 1986 erstmals Kurse zur Textverarbeitung mit Hilfe von Mikrocomputern ins Leben gerufen. Die Teilnehmenden sind vorrangig Mitarbeitende der Sekretariate in den Instituten und den medizinischen Einrichtungen.
Im Zusammenhang mit dem Großprojekt Deutsches Forschungsnetz (DFN) wird im Jahr 1986 am RHRZ eine Piloterprobung der DFN-Dienste durchgeführt. Ziel ist es, dass ab dem Folgejahr einen DATEX-P Zugang zu den zentralen DV-Anlagen verfügbar zu machen, sodass jede:r Nutzer:in über einen Dialogzugang zum DATEX-P Netz verfügen und darüber im Line-Mode auf das Dialogsystem des RHRZ zugreifen kann. Außerdem würde die Möglichkeit bestehen von jedem Terminal, das an einem der Zentralrechner angeschlossen ist, Zugang zum DATEX-P Netz der Deutschen Bundespost zu nehmen um z.B. externe Datenbanken abzufragen, wenn entsprechende Berechtigungen vorliegen.
Es bestand die Hoffnung, dass zu Anfang des Jahres 1987 Haushaltsmittel zur Beschaffung eines neuen Dialogprozessors, der leistungsfähiger als das Leihgerät ist, bereitgestellt würden; weitere Mittel, insbesondere zum Ausbau des Datennetzes der Universität, waren mit den Haushaltsanmeldungen für das Jahr 1987 beantragt worden. Das Gleiche galt für die dringend erforderliche Ausstattung mit Geräten zur grafischen Datenverarbeitung und die bedarfsgerechte Erweiterung der zentralen DV-Kapazität.
Ein besonderes Novum waren die IT-Lehrveranstaltungen, die im Jahr 1986 erstmals am RHRZ angeboten wurden. Zur Durchführung hat das RHRZ insgesamt 18 gebrauchte Terminals vom Typ IBM 3278 kaufen können. Zusätzlich wurde eine DV-Anlage vom Typ IBM 4381-P01 (16MB Hauptspeicher und 12 Kanäle) seit 1985 leihweise zur Verfügung gestellt. Dennoch reichte die installierte Prozessorleistung noch nicht aus, damit der Bedarf für die Dialogverarbeitung gedeckt werden konnte. Ebenfalls neu war die Erstellung von Versorgungsbereichen, damit die Institute der Universität Bonn, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren und sind, effizient versorgt werden können. 1986 gab es daher sieben Bereiche, die in den VB Poppelsdorf, VB Immenburg, VB Hofgarten Südseite, VB Hauptgebäude, VB Städtische Kliniken, VB Römerstraße, VB Univ.Kliniken (Venusberg) zusammengefasst wurden.
Die zentralen Anlagen boten zwei Betriebsarten an: Einmal den Stapelbetrieb (Batch) über Lochkarten oder Disketten und den Dialogbetrieb, zur Vor- und Nachbereitung von Batch-Jobs. Beide wurden in einem der beiden Benutzerräume im EG der Wegelerstraße 6 zur Verfügung gestellt. Diese wurden häufig genutzt, sodass es in den Semesterwochen zu Engpässen kam. Jobs, die auf Diskette gespeichert waren, konnte der Benutzer über das Diskettenlesegerät im Eingaberaum selbst eingeben. Ebenso konnte der Kartenleser im Eingaberaum selbst bedient werden. Weitere Eingabemöglichkeiten standen an den RJE-Stationen in den Instituten zur Verfügung.
Die Ausgabelisten erhielt der Benutzer über ein zugeordnetes Ausgabefach in der Fächerwand des Ausgaberaumes. Alternativ konnten auch die Ausgabemöglichkeiten an den RJE-Stationen genutzt werden. Zudem standen die Dialogterminals zur Verfügung, mit denen die Joboutputs gesichtet werden konnten, ehe sie in den Drucker gelegt wurden. Dieses Verfahren war schneller als die Papierausgabe, außerdem konnte so Papier gespart werden, weil ein fehlerhafter Output schon am Bildschirm erkannt wurde.
Die Anlagen liefen äußerst stabil, lediglich zwei Ausfälle waren 1986 auf Prozessorfehler zurückführbar. Dem gegenüber stand eine hohe Ausfallzeit der Peripherie. Insgesamt belief sich die Ausfallzeit der Platten auf 270 Stunden und die der Bandperipherie auf 381 Stunden.
Als besonderes Highlight wurden 1986 erstmals Führungen durch das RHRZ angeboten. Interessierte Besucher konnten sich dabei über das RHRZ informieren und die DV-Anlagen besichtigen. Die Führungen dauerten zwei Stunden und begannen mit einem Einführungsvortrag im Seminarraum. Daran schloss sich eine Führung durch den Maschinensaal und eine Diskussionsrunde für Fragen der Besucher an. Max. 30 Personen konnten an einer Führung teilnehmen und 1986 haben 13 Gruppen mit insgesamt 280 Personen an RHRZ Führungen teilgenommen. Dabei handelte es sich überwiegend um Benutzergruppen aus den Instituten, Teilnehmende aus den DV-Kursen der VHS Bonn und Schulklassen aus unterschiedlichen Orten NRWs.
Auch Lehrveranstaltungen wurden angeboten. Im Sommersemester 1986 fanden etwa Einführungen in die Anwendung von SPSS, Einführungen in die interaktive Datenverarbeitung (CMS) sowie Veranstaltungen zu den Grundlagen der Jobsteuerung statt. Verschiedene Vortragsreihen, z.B. zur Programmiersprache FORTRAN oder der Textverarbeitung mit WORD PERFECT, und Einführungen in verschiedene europäische und nordamerikanische Rechnernetze wurden ebenfalls abgehalten. Außerdem konnten Praktika absolviert werden, etwa ein Maschinenesaal- oder ein Programmierpraktikum. Die Anzahl der Mitarbeitenden betrug 48.
Es fand zudem die Einrichtung von drei zusätzlichen Geräte-Pools mit insgesamt 59 Arbeitsplätzen im Rahmen des Computer-Investitionsprogramms (CIP) statt. Zum Ende des Jahres verfügte die Universität Bonn über insgesamt fünf CIP-Pools, die alle ausschließlich zum Einsatz in der Lehre vorgesehen waren. Der Standort AVZ 1 in der Endenicher Allee wurde ab Anfang 1987 auch vom RHRZ genutzt.
In diesem Jahr wurden endlich die erforderlichen Mittel bewilligt um einen neuen zentralen Dialogprozessor mit ausreichender Kapazität zu beschaffen und einige Geräte aus der zentralen Peripherie zu ersetzen. Auch von Seiten des Ministeriums für Wissenschaft und Forschung wurden hinreichende Mittel in Aussicht gestellt, sodass 1988 das Software-Problem gelöst werden konnte. Für die vorigen beiden Jahre hatte die Universität Bonn durch lange Verhandlung ein Entgegenkommen des Lizenzgebers erreicht.
Im November 1987 konnte dann die neue DV-Anlage IBM 4381-R14 installiert werden. Mit ihrem Doppelprozessor war sie in ihrer Rechenleistung etwa dreimal so stark wie die zuvor eingesetzte DV-Anlage, die als Leihgerät von 1985 - Dez 1987 zur Verfügung stand und zurückgegeben werden musste. Die deutliche Leistungssteigerung führte zu deutlich verbesserten Antwortzeiten im Dialogbetrieb, u.a. auch weil mit dem Dialogprozessor auch ein Teil der Plattenperipherie ausgetauscht werden konnte. Dadurch entfielen Systemstörungen.
Zwei neue Arbeitsgruppen wurden gebildet. Arbeitsgruppe 1 beschäftigte sich mit dem rapiden Anstieg von PCs, die dezentral an den Instituten der Universität Bonn eingesetzt wurden. Sie waren als spezielle PC-Arbeitsgruppe für die Beratung der Institute bei Beschaffungsfragen und der Nutzung von PCs zuständig. Arbeitsgruppe 2 kümmerte sich um das steigende Wachstum des Datennetzes und um die zunehmende Zahl von Instituten, welche Zugang zu den zentralen DV-Anlagen suchten, damit sie dort ihre DV-Programme laufen lassen konnten oder Zugang zu öffentlichen Netzen benötigten.
Mit der Arbeitsgruppe zur Netzüberwachung und Planung des Bonner Datennetzes wurde die bis heute bestehende Netzabteilung ins Leben gerufen! Das erste lokale Netzwerk wurde in diesem Jahr mit ca. 30 PCs installiert. Es basierte auf Glasfaser-Technik und verfügte über einen Hochgeschwindigkeitsanschluss an die zentralen DV-Anlagen. Außerdem war das Großprojekt Deutsches Forschungsnetz (DFN) an dem Projekt beteiligt. Insgesamt waren 9 Mio. DM beantragt, welche für die Ausstattung der Uni Bonn mit einem leistungsfähigen Datennetz auf Glasfaserbasis verwenden werden sollten.
Durch die Mittel des Ministeriums im Frühjahr 1988, waren 1988 Verbesserungen im Hard- und besonders im Softwarebereich möglich. Über eine Vermittlung der DFG erhielt die Uni Bonn von der Gesellschaft für Schwerionenforschung einen zweiten ARRAY-Prozessor vom Typ FPS 164 als Dauerleihgabe, diese wurde wie das bereits vorhandene Gerät als Attached Prozessor der Anlage IBM 3084 Q betrieben. Die Umsetzung der geplanten Installation eines neuen, leistungsfähigen Datennetzes an der Universität Bonn war nicht möglich, da der Antrag aus dem vergangenen Jahr noch nicht bewilligt war. Das Ziel die sieben Versorgungsbereiche der Universität durch eine Hochgeschwindigkeitsnetz auf Glasfaserbasis untereinander und mit dem Backbone-Netz des RHRZ zu verbinden, wurde jedoch weiterhin verfolgt. Daher wurde 1988 ein zweiter Antrag gestellt um die Dringlichkeit zu unterstreichen.
Zu den dezentralen Entwicklungen gehörte der kontinuierliche Anstieg von Mikrocomputern und Workstations. Allein 1988 wurden von den Instituten und Seminaren mehr als 160 PCs neu beschafft, was mit erheblichem Beratungsaufwand der PC-Arbeitsgruppe verbunden war. Aus CIP-Mitteln konnten außerdem weitere sechs Geräte-Pools beschafft und installiert werden. Auch das RHRZ verfügt ab 1988 über einen eigenen CIP-Pool, sodass ab 1989 mit den PC-Kursen nicht mehr in das Physikalische Institut ausgewichen werden musste.
Dem Antrag auf Ausbau der zentralen Batch-Kapazität auf etwa die doppelte Leistung der vorhandenen zentralen DV-Anlage, dem IBM 3081 K, wurde im Dezember des Jahres stattgegeben. Es bestand die Auflage einer Durchführung bis Jahresende, sodass die Beschaffung und Installation innerhalb kürzester Zeit durch das RHRZ abgewickelt werden mussten. Der Ausbau der DV-Kapazitäten im zentralen und dezentralen Bereich war ein Schritt in die richtige Richtung, aber wegen fehlendem Netzausbau war die Nutzung für viele Institute noch äußerst ineffektiv. Die steigende Nachfrage der Benutzer:innen, auch nach Zugang zu den überregionalen Datennetzen, machte den Ausbau Bonner Datennetz dringend erforderlich.
Durch den bewilligten Antrag auf Ausbau der Batch-Kapazitäten, stand der Universität Bonn ab Januar 1989 ein neuer Prozessorkomplex für Batch-Jobs vom Typ IBM 3084 Q64 zur Verfügung, der durch Koppelung zweier DV-Anlagen vom Typ IBM 3081 K entstanden war. Für Dialoganwendungen stand weiterhin die DV-Anlage IBM 4381 R14 zur Verfügung, die 1987 gekauft wurde.
Tschüss Wechselplatte, hallo Mikrorechner
In den 1980er Jahren erlebte das Hochschulrechenzentren einen tiefgreifenden Wandel in der Datenverarbeitungstechnologie, der nicht nur die Effizienz der Rechenzentren revolutionierte, sondern auch das Nutzerverhalten für Studierende und Wissenschaftler:innen maßgeblich veränderte. Der Übergang von Großrechnern mit Wechselplatten, großen magnetischen Datenträgern, hin zu leistungsfähigen Mikrorechnern, auch bekannt als Personal Computer (PC), markierte das Ende einer Ära und den Beginn einer neuen, flexibleren Arbeitsweise und die Grundlage für die digitale Welt, die wir heute kennen.
Die Mikrorechner waren nicht nur wesentlich günstiger als die alten Großrechner, sie boten auch eine höhere Benutzerfreundlichkeit. Statt auf den zentralisierten Großrechner angewiesen zu sein, konnten Nutzer:innen nun direkt auf ihrem eigenen Mikrorechner arbeiten.
Das Hochschulrechenzentrum wandelte sich von einer zentralen Instanz, die den Zugang zu den Rechenressourcen kontrollierte, zu einer unterstützenden Infrastruktur, die den vermehrten Einsatz von dezentralen Mikrorechnern ermöglichte. Wie so viele Hochschulrechenzentren, stellte auch das (R)HRZ seine Infrastruktur schrittweise um und investierte in den Aufbau von PC-Pools, die den Studierenden freien Zugang zu modernen Rechnern boten.
Bildergalerie 1980er Jahre
In unserer Bildgergalerie erhalten Sie einen Einblick in die Arbeit am Hochschulrechenzentrum in den 1980er Jahren.
Die Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte
IT-Dienstleister im digitalen Wandel
Nicht nur die heutigen Aufgaben- und Tätigkeitsbereiche am Hochschulrechenzentrum sind spannend, auch die Entwicklung des Hochschulrechenzentrums ist interessant. Wenn Sie die Anfänge und die Entwicklung des HRZ näher kennenlernen möchten, können Sie auf den folgenden Seiten einen Einblick in die Arbeitswelt am HRZ in den verschiedenen Dekaden seit seiner Gründung gewinnen: